Interview mit Jan Henrik Hellwege: Wie wir die Hamburger Tafel unterstützen

„Das ist alles Müll“ – sagt Jan Henrik Hellwege, der Geschäftsführer von der Hamburger Tafel e.V. Er steht in dem Lager und zeigt auf Regale voller Lebensmittel. – „All das würde sonst weggeschmissen werden, aber zum Glück gibt es uns, die die Lebensmittel an Bedürftige verteilen können.“ Das Konzept der Hamburger Tafel ist so eindeutig, dass man es sogar einem 4-jährigen Kind erklären könnte. Diesen Herbst spenden wir bei foodloose 1 % unseres Umsatzes an die Hamburger Tafel – aber zusätzlich zu Geld und Ware haben wir uns entschieden, der Hamburger Tafel auch mit Tat und Kraft zu unterstützen.

Da jede*r von foodloose sich einmal im Monat einen Tag für eine ehrenamtliche Organisation engagieren darf, haben wir beschlossen, kumuliert noch mehr Impact zu leisten und unsere sozialen Tage bei der Tafel zu verbringen. Über achteinhalb Wochen sind nun die Mitarbeiter*innen von foodloose zweimal pro Woche im Einsatz, um Lebensmittel zu sammeln und zu verteilen.

Nach Durchführung dieser Aktion kam uns der Gedanke: Dieses soziale Engagement sollte eine Challenge für andere Unternehmen werden, denn alle profitieren – die Hamburger Tafel, Unternehmen und ihre Mitarbeiter*innen. Warum diese Initiative jetzt so nötig ist wie nie zuvor und wie man der Tafel in diesen schwierigen Zeiten anderweitig helfen kann – darüber haben wir mit dem Geschäftsführer der Hamburger Tafel, Jan Henrik Hellwege gesprochen.

foodloose: Haben auch andere Unternehmen etwas Ähnliches gemacht wie foodloose – auch Arbeitskraft und nicht nur Geld an die Tafel gespendet?

Jan Henrik: Es kommt häufig vor, dass Firmen auf uns zukommen und sagen, wir machen einen Social Day. Wir würden unseren Mitarbeiter*innen gerne mal was anderes zeigen und euch helfen. Und davon leben wir ja, das ist ja ein ganz wichtiges Standbein. Aber das jetzt so ein Dreiklang gewählt wird: Die Mitarbeiter*innen helfen. Ihr kriegt von uns Lebensmittel gespendet und wir versuchen auch über den Verkauf noch Geldspenden zu generieren. Das ist schon was Besonderes. Da freuen wir uns natürlich.

foodloose: Und wie fandet ihr die Idee, dass wir sowas tun?

Jan Henrik: Ich freue mich natürlich darüber. Ich kann leider nicht auf Unternehmen zugehen und das vorschlagen und sagen “Hey, kennt ihr eigentlich schon die Hamburger Tafel? Wie wäre es, wenn eure Arbeitskräfte anstatt im Office fleißig zu sein einen Tag bei uns verbringen?“ Das Schöne ist natürlich, dass ihr auf uns zugekommen seid.

foodloose: Braucht ihr eigentlich mehr Ehrenamtliche? Wir haben ein Interview gelesen, in dem du gesagt hast, dass ihr mit Ehrenamtlichen ziemlich gut versorgt seid.

Jan Henrik: Das Interview ist schon ein Jahr alt. Das ist also immer unterschiedlich. Wir haben ja sehr viele Rentner*innen, die sich hier engagieren. Und die haben auch gerne mal so eine „Ich gehe jetzt mal drei Monate auf Reise“-Phase und wenn das jetzt zehn Leute hier gleichzeitig machen, dann wird es schon schnell ganz schön knapp. Wir haben ja auch durch Corona ganz viele Kontakte verloren. Wir haben hier ganz viele Jobs, die müssen immer gemacht werden – zum Beispiel die schwereren Kisten von A nach B tragen. Und wenn die Gäste aus der Firma das nicht machen, dann macht das kein anderer. Daher sind wir super dankbar.

foodloose: Vor allem ist das etwas, was du auch wirklich ab dem ersten Tag machen kannst. Du bist ab der ersten Minute ein Mehrwert ohne lange Einarbeitung – das können wir aus eigener Erfahrung sagen.

Jan Henrik: Und ich glaube, genau das macht uns besonders, dass du bei der Tafel von Minute eins in der Aktion bist und was beitragen kannst.

foodloose: Also: Das Konzept passt perfekt für einen sozialen Tag!

Jan Henrik: Genau das, was foodloose jetzt auch so besonders gemacht hat. Andere Firmen sagen, wir machen jetzt einen sozialen Tag und wir wollen ein Teamevent machen - also mit 30 Leuten gleichzeitig etwas machen. Das funktioniert bei uns nicht, weil unser System laufen muss, ob es Kooperationen gibt oder nicht. Und wir warten jetzt nicht darauf, dass 30 Leute gleichzeitig kommen.

Wir haben aber gemerkt, wenn wir im Vorgespräch mit den Unternehmen ehrlich sind und sagen, wir können nur zwei Leute gebrauchen und die müssen hart anpacken, dass sich trotzdem viele drauf einlassen und es dann für beide Seiten auch wirklich funktioniert.

foodloose: Welchen Einfluss hat Corona und der Krieg auf die Tafel? Wir haben auch Infos gefunden, dass ihr vor der Pandemie circa 30.000 Menschen in Hamburg versorgt habt und jetzt sind es mehr als 40.000 Menschen. Stimmt das? Hat der Krieg die Lage noch verschlimmert?

Jan Henrik: Der Krieg kam noch zusätzlich zu den Belastungen der Pandemie hinzu. Und ich glaube auch, dass die Folgen, also die wirtschaftlichen Folgen des Krieges, im Moment noch völlig unabsehbar sind. Und das macht vielen Leuten Angst. So, und vorher hatten wir Angst vor dem Virus, jetzt haben wir Angst vor wirtschaftlichen Problemen, also dass wir unseren Strom und Gas nicht bezahlen können und dass durch Inflation die Lebensmittelpreise so teuer werden, dass auch die Mittelschicht sich das nicht mehr kaufen kann. Dadurch verändert die ganze Gesellschaft schon wieder nachteilhaft ihr Verhalten meiner Meinung nach.

Im ersten Moment hat es Gott sei Dank hier in Hamburg oft den Effekt, dass in der Krise auch auf die geguckt wird, die noch weniger haben. Aber die Lebensmittelspenden gehen durch verändertes Kaufverhalten bei uns gerade sehr stark zurück. Und wenn sich das so verändern würde, dann wäre das für uns ein Riesenproblem, weil gleichzeitig die Bedürftigkeit halt immer steigt. Und wie wollen wir mit weniger Ware mehr Menschen erreichen?

Dass die Autos im Moment so extrem leer hier ankommen, ist wirklich ganz großer Mist. Ich hatte gerade eine Mitarbeiterbesprechung und hab gesagt, wenn ihr irgendwelche Götter habt, dann betet einfach, dass es bald wieder besser wird. Es darf auf keinen Fall ewig so weiter gehen, dann haben wir ein richtiges Problem.

Und es gibt natürlich die Frage, wie sich das weiterentwickelt, weil auch wir laufende Kosten haben – zum Beispiel haben wir 4 Kühlzellen, die laufen 24 Stunden sieben Tage die Woche durch. Und jedes Auto muss mit Diesel betankt werden. Und auch für uns gehen die Kosten hoch, auch der Stromverbrauch an unserem Standort.

foodloose: Wie kann ein Unternehmen euch unterstützen?

Jan Henrik: Die ganze Arbeit der Hamburger Tafel basiert auf drei Säulen:

  1. Menschen, die Zeit investieren und die Arbeit machen
  2. Lebensmittelspenden
  3. Das Geld, um die Lebensmittel auch logistisch von A nach B zu bringen

Das sind die drei Sachen, die wir immer brauchen und foodloose macht einfach mal alles.

foodloose: Als Privatperson, kann man nur Geld spenden oder sich auch ehrenamtlich für euch engagieren?

Jan Henrik: Es geht nicht darum immer einmal in der Woche zu fahren. Es gibt auch Studenten und Vollberufstätige, die wenig Zeit haben und die kommen dann dreimal im Jahr. Aber wenn wir die schon einmal eingearbeitet haben, so viel verändert sich bei uns auch nicht, sogar zwei Jahre später kannst du helfen.

foodloose: Kann ich auch als Privatperson Lebensmittel spenden?

Jan Henrik: Ja, aber für die kleinen Mengen kommen wir nicht vorbei. Wir vermitteln auch teilweise die Adressen der Ausgabestellen, wo man etwas vorbeibringen kann.
Aber das Einfachste für eine Privatperson ist eine Fördermitgliedschaft. Das man eben sagt, ich spende 5 € im Monat. Wenn alle Hamburger das tun würden, wären unsere Geldsorgen für immer vorbei.

Man wundert sich, so ein kleiner Beitrag, der aber kontinuierlich ist, der vereinfacht uns die Arbeit und die Planbarkeit enorm. Ich habe im Moment die Situation, dass nur ein Fünftel der laufenden Kosten planungssicher gedeckt sind. Der Rest muss über zufällige Spenden noch generiert werden. Da sind andere Vereine anders aufgestellt. Wir hoffen immer nur, dass nächstes Jahr wieder viele dabei sind.

foodloose: Welche Auswirkung hat die Wirtschaftskrise auf das Spendenverhalten von Menschen? Wollen die Menschen, die es vorher nicht gemacht haben, mehr spenden oder spenden eher alle weniger, weil sie noch weniger Geld haben?

Jan Henrik: Wenn Leute, die an die Hamburger Tafel spenden selber in finanzielle Schieflage geraten, ist aus meiner Erfahrung das Letzte was sie machen, ihre Mitgliedschaft zu kündigen. Wahrscheinlich gab es schonmal jemanden, der sich selber bei der Tafel angestellt hat und in Wirklichkeit noch 10€ im Monat an uns gespendet hat. Denn hier ist ja gerade die Idee, den Menschen zu helfen, die nicht genug zu essen haben. Wenn man sich so selber einschränken muss, dann ist diese Idee, dass da jemand ist, der richtig Hunger hat, ja noch präsenter. Also es fällt einem noch schwerer, dieses Geld nicht zu spenden.

Wenn es richtig hart auf hart kommt und die sich irgendwann entscheiden müssen zwischen ihren Kindern, ihrer Familie, ihrem gedeckten Tisch und den 10€, dann wird es schwierig. Also irgendwann fällt natürlich bei jeder Familie der Hammer und die sagen, ich kann mir das nicht leisten, die Tafel zu unterstützen. Aber das ist ein sehr, sehr später Effekt und ich hoffe für uns alle, dass diese Krise nicht so losgaloppiert.

foodloose: Ja, das hoffen wir alle. Bekommt ihr Unterstützung von der Regierung?

Jan Henrik: Nein. Aber das macht uns auch unbürokratisch und effektiv. Wir bekommen das Geld für einen bestimmten Zweck. Die Leute wissen, wir sammeln Lebensmittel ein und geben sie an Bedürftige. Die Spender können natürlich immer als Gast auch bei unserer Mitgliederversammlung erscheinen um sich einen Einblick in unsere Finanzen zu verschaffen. Tatsächlich nutzt das aber kaum jemand. Die Menschen vertrauen uns.

Und wir sind hier 140 Ehrenamtliche und nur 5 Festangestellte. Und das ist hier klar vom Volumen her wir ein mittelständisches Unternehmen. Und das mit einer so kleinen Anzahl an Festangestellten so fahren zu können, ist auch was Besonderes. Wir können da auch jedem Spender, jeden Tag zeigen: „Guck mal, mit deinem Geld gehen wir hier sorgsam um und machen was draus“.

foodloose: Auf eurer Webseite steht, dass eure Mitarbeiter mehr als 16.000 Stunden im Einsatz sind. Wir haben berechnet, dass wir mit den 16 Teilnehmer*innen aus unserem Team insgesamt ca. 112 Stunden an euch gespendet haben. Wir sind recht klein und 16 Leute sind nicht so viel. Aber wenn bei einem Unternehmen mit 2.000 Mitarbeitenden jede*r nur einmal im Jahr diese 8 Stunden bei euch verbringen würde, dann würde der komplette Jahresbedarf abgedeckt sein, zumindest diese 16.000 Stunden, die ihr angebt. Deswegen wollen wir Großkonzerne challengen, einen sozialen Tag einzuführen und Mitarbeitern zu ermöglichen, den bei euch zu verbringen. Könntest du dir so was vorstellen?

Jan Henrik: Let’s go! Das würde uns unglaublich helfen. Wir werden auch gerade für das nächste Jahr viel mehr Leute brauchen. Und ich habe ja erzählt, die meisten von uns sind Rentner, das bedeutet, dass der Punkt, wo die sagen „übrigens ich kann jetzt nicht mehr weiterarbeiten“ immer kommen kann. Das geht immer sehr schnell und es ist nicht unbedingt unwahrscheinlich, dass das auch mal bei mehreren gleichzeitig vorkommt. Insofern ist unsere Personaldecke dünn. Kommt her ihr großen Firmen, wir sind da!

Challenged sie alle, lotst sie hier her. Weil sie den großen Traum wahrscheinlich aus wirtschaftlichen Gründen nicht umsetzen können, werden wir eine kleinere Lösung finden.

 

foodloose challenged Hamburger Unternehmen

Wir sind klein, doch wollen großes Bewirken. Mit nur einem Konzern, wo die Mitarbeitenden sich nur einen Tag im Jahr sozial engagieren würden, könnte der Jahresbedarf von 16.000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit bei der Hamburger Tafel abgedeckt werden. Diesen Herbst fordern wir Unternehmen heraus, unserem Beispiel zu folgen und Arbeitszeit an die Hamburger Tafel zu spenden! Hier kannst du unsere Challenge live verfolgen.

Wir sind fest der Überzeugung: In Hamburg können wir solidarisch mit der Krise umgehen und unseren Schwächsten helfen. Liebe Großkonzerne, eure Stadt braucht euch!

Wenn du selbst die Hamburger Tafel e.V. unterstützen möchtest, kannst du direkt hier spenden – sogar mit 5 € im Monat kannst du viel erreichen und ihnen helfen, eine planungssichere Zukunft zu erreichen. Du kannst dich auch ehrenamtlich engagieren, dafür kannst du dich hier informieren.

Mit jedem gekauften foodloose Produkt tust du diesen Herbst auch etwas Gutes – 1 % des Umsatzes wird an die Hamburger Tafel gespendet!

„Das ist alles Müll“ – sagt Jan Henrik Hellwege, der Geschäftsführer von der Hamburger Tafel e.V. Er steht in dem Lager und zeigt auf Regale voller Lebensmittel. – „All das würde sonst weggeschmissen werden, aber zum Glück gibt es uns, die die Lebensmittel an Bedürftige verteilen können.“ Das Konzept der Hamburger Tafel ist so eindeutig, dass man es sogar einem 4-jährigen Kind erklären könnte. Diesen Herbst spenden wir bei foodloose 1 % unseres Umsatzes an die Hamburger Tafel – aber zusätzlich zu Geld und Ware haben wir uns entschieden, der Hamburger Tafel auch mit Tat und Kraft zu unterstützen.

Da jede*r von foodloose sich einmal im Monat einen Tag für eine ehrenamtliche Organisation engagieren darf, haben wir beschlossen, kumuliert noch mehr Impact zu leisten und unsere sozialen Tage bei der Tafel zu verbringen. Über achteinhalb Wochen sind nun die Mitarbeiter*innen von foodloose zweimal pro Woche im Einsatz, um Lebensmittel zu sammeln und zu verteilen.

Nach Durchführung dieser Aktion kam uns der Gedanke: Dieses soziale Engagement sollte eine Challenge für andere Unternehmen werden, denn alle profitieren – die Hamburger Tafel, Unternehmen und ihre Mitarbeiter*innen. Warum diese Initiative jetzt so nötig ist wie nie zuvor und wie man der Tafel in diesen schwierigen Zeiten anderweitig helfen kann – darüber haben wir mit dem Geschäftsführer der Hamburger Tafel, Jan Henrik Hellwege gesprochen.

foodloose: Haben auch andere Unternehmen etwas Ähnliches gemacht wie foodloose – auch Arbeitskraft und nicht nur Geld an die Tafel gespendet?

Jan Henrik: Es kommt häufig vor, dass Firmen auf uns zukommen und sagen, wir machen einen Social Day. Wir würden unseren Mitarbeiter*innen gerne mal was anderes zeigen und euch helfen. Und davon leben wir ja, das ist ja ein ganz wichtiges Standbein. Aber das jetzt so ein Dreiklang gewählt wird: Die Mitarbeiter*innen helfen. Ihr kriegt von uns Lebensmittel gespendet und wir versuchen auch über den Verkauf noch Geldspenden zu generieren. Das ist schon was Besonderes. Da freuen wir uns natürlich.

foodloose: Und wie fandet ihr die Idee, dass wir sowas tun?

Jan Henrik: Ich freue mich natürlich darüber. Ich kann leider nicht auf Unternehmen zugehen und das vorschlagen und sagen “Hey, kennt ihr eigentlich schon die Hamburger Tafel? Wie wäre es, wenn eure Arbeitskräfte anstatt im Office fleißig zu sein einen Tag bei uns verbringen?“ Das Schöne ist natürlich, dass ihr auf uns zugekommen seid.

foodloose: Braucht ihr eigentlich mehr Ehrenamtliche? Wir haben ein Interview gelesen, in dem du gesagt hast, dass ihr mit Ehrenamtlichen ziemlich gut versorgt seid.

Jan Henrik: Das Interview ist schon ein Jahr alt. Das ist also immer unterschiedlich. Wir haben ja sehr viele Rentner*innen, die sich hier engagieren. Und die haben auch gerne mal so eine „Ich gehe jetzt mal drei Monate auf Reise“-Phase und wenn das jetzt zehn Leute hier gleichzeitig machen, dann wird es schon schnell ganz schön knapp. Wir haben ja auch durch Corona ganz viele Kontakte verloren. Wir haben hier ganz viele Jobs, die müssen immer gemacht werden – zum Beispiel die schwereren Kisten von A nach B tragen. Und wenn die Gäste aus der Firma das nicht machen, dann macht das kein anderer. Daher sind wir super dankbar.

foodloose: Vor allem ist das etwas, was du auch wirklich ab dem ersten Tag machen kannst. Du bist ab der ersten Minute ein Mehrwert ohne lange Einarbeitung – das können wir aus eigener Erfahrung sagen.

Jan Henrik: Und ich glaube, genau das macht uns besonders, dass du bei der Tafel von Minute eins in der Aktion bist und was beitragen kannst.

foodloose: Also: Das Konzept passt perfekt für einen sozialen Tag!

Jan Henrik: Genau das, was foodloose jetzt auch so besonders gemacht hat. Andere Firmen sagen, wir machen jetzt einen sozialen Tag und wir wollen ein Teamevent machen - also mit 30 Leuten gleichzeitig etwas machen. Das funktioniert bei uns nicht, weil unser System laufen muss, ob es Kooperationen gibt oder nicht. Und wir warten jetzt nicht darauf, dass 30 Leute gleichzeitig kommen.

Wir haben aber gemerkt, wenn wir im Vorgespräch mit den Unternehmen ehrlich sind und sagen, wir können nur zwei Leute gebrauchen und die müssen hart anpacken, dass sich trotzdem viele drauf einlassen und es dann für beide Seiten auch wirklich funktioniert.

foodloose: Welchen Einfluss hat Corona und der Krieg auf die Tafel? Wir haben auch Infos gefunden, dass ihr vor der Pandemie circa 30.000 Menschen in Hamburg versorgt habt und jetzt sind es mehr als 40.000 Menschen. Stimmt das? Hat der Krieg die Lage noch verschlimmert?

Jan Henrik: Der Krieg kam noch zusätzlich zu den Belastungen der Pandemie hinzu. Und ich glaube auch, dass die Folgen, also die wirtschaftlichen Folgen des Krieges, im Moment noch völlig unabsehbar sind. Und das macht vielen Leuten Angst. So, und vorher hatten wir Angst vor dem Virus, jetzt haben wir Angst vor wirtschaftlichen Problemen, also dass wir unseren Strom und Gas nicht bezahlen können und dass durch Inflation die Lebensmittelpreise so teuer werden, dass auch die Mittelschicht sich das nicht mehr kaufen kann. Dadurch verändert die ganze Gesellschaft schon wieder nachteilhaft ihr Verhalten meiner Meinung nach.

Im ersten Moment hat es Gott sei Dank hier in Hamburg oft den Effekt, dass in der Krise auch auf die geguckt wird, die noch weniger haben. Aber die Lebensmittelspenden gehen durch verändertes Kaufverhalten bei uns gerade sehr stark zurück. Und wenn sich das so verändern würde, dann wäre das für uns ein Riesenproblem, weil gleichzeitig die Bedürftigkeit halt immer steigt. Und wie wollen wir mit weniger Ware mehr Menschen erreichen?

Dass die Autos im Moment so extrem leer hier ankommen, ist wirklich ganz großer Mist. Ich hatte gerade eine Mitarbeiterbesprechung und hab gesagt, wenn ihr irgendwelche Götter habt, dann betet einfach, dass es bald wieder besser wird. Es darf auf keinen Fall ewig so weiter gehen, dann haben wir ein richtiges Problem.

Und es gibt natürlich die Frage, wie sich das weiterentwickelt, weil auch wir laufende Kosten haben – zum Beispiel haben wir 4 Kühlzellen, die laufen 24 Stunden sieben Tage die Woche durch. Und jedes Auto muss mit Diesel betankt werden. Und auch für uns gehen die Kosten hoch, auch der Stromverbrauch an unserem Standort.

foodloose: Wie kann ein Unternehmen euch unterstützen?

Jan Henrik: Die ganze Arbeit der Hamburger Tafel basiert auf drei Säulen:

  1. Menschen, die Zeit investieren und die Arbeit machen
  2. Lebensmittelspenden
  3. Das Geld, um die Lebensmittel auch logistisch von A nach B zu bringen

Das sind die drei Sachen, die wir immer brauchen und foodloose macht einfach mal alles.

foodloose: Als Privatperson, kann man nur Geld spenden oder sich auch ehrenamtlich für euch engagieren?

Jan Henrik: Es geht nicht darum immer einmal in der Woche zu fahren. Es gibt auch Studenten und Vollberufstätige, die wenig Zeit haben und die kommen dann dreimal im Jahr. Aber wenn wir die schon einmal eingearbeitet haben, so viel verändert sich bei uns auch nicht, sogar zwei Jahre später kannst du helfen.

foodloose: Kann ich auch als Privatperson Lebensmittel spenden?

Jan Henrik: Ja, aber für die kleinen Mengen kommen wir nicht vorbei. Wir vermitteln auch teilweise die Adressen der Ausgabestellen, wo man etwas vorbeibringen kann.
Aber das Einfachste für eine Privatperson ist eine Fördermitgliedschaft. Das man eben sagt, ich spende 5 € im Monat. Wenn alle Hamburger das tun würden, wären unsere Geldsorgen für immer vorbei.

Man wundert sich, so ein kleiner Beitrag, der aber kontinuierlich ist, der vereinfacht uns die Arbeit und die Planbarkeit enorm. Ich habe im Moment die Situation, dass nur ein Fünftel der laufenden Kosten planungssicher gedeckt sind. Der Rest muss über zufällige Spenden noch generiert werden. Da sind andere Vereine anders aufgestellt. Wir hoffen immer nur, dass nächstes Jahr wieder viele dabei sind.

foodloose: Welche Auswirkung hat die Wirtschaftskrise auf das Spendenverhalten von Menschen? Wollen die Menschen, die es vorher nicht gemacht haben, mehr spenden oder spenden eher alle weniger, weil sie noch weniger Geld haben?

Jan Henrik: Wenn Leute, die an die Hamburger Tafel spenden selber in finanzielle Schieflage geraten, ist aus meiner Erfahrung das Letzte was sie machen, ihre Mitgliedschaft zu kündigen. Wahrscheinlich gab es schonmal jemanden, der sich selber bei der Tafel angestellt hat und in Wirklichkeit noch 10€ im Monat an uns gespendet hat. Denn hier ist ja gerade die Idee, den Menschen zu helfen, die nicht genug zu essen haben. Wenn man sich so selber einschränken muss, dann ist diese Idee, dass da jemand ist, der richtig Hunger hat, ja noch präsenter. Also es fällt einem noch schwerer, dieses Geld nicht zu spenden.

Wenn es richtig hart auf hart kommt und die sich irgendwann entscheiden müssen zwischen ihren Kindern, ihrer Familie, ihrem gedeckten Tisch und den 10€, dann wird es schwierig. Also irgendwann fällt natürlich bei jeder Familie der Hammer und die sagen, ich kann mir das nicht leisten, die Tafel zu unterstützen. Aber das ist ein sehr, sehr später Effekt und ich hoffe für uns alle, dass diese Krise nicht so losgaloppiert.

foodloose: Ja, das hoffen wir alle. Bekommt ihr Unterstützung von der Regierung?

Jan Henrik: Nein. Aber das macht uns auch unbürokratisch und effektiv. Wir bekommen das Geld für einen bestimmten Zweck. Die Leute wissen, wir sammeln Lebensmittel ein und geben sie an Bedürftige. Die Spender können natürlich immer als Gast auch bei unserer Mitgliederversammlung erscheinen um sich einen Einblick in unsere Finanzen zu verschaffen. Tatsächlich nutzt das aber kaum jemand. Die Menschen vertrauen uns.

Und wir sind hier 140 Ehrenamtliche und nur 5 Festangestellte. Und das ist hier klar vom Volumen her wir ein mittelständisches Unternehmen. Und das mit einer so kleinen Anzahl an Festangestellten so fahren zu können, ist auch was Besonderes. Wir können da auch jedem Spender, jeden Tag zeigen: „Guck mal, mit deinem Geld gehen wir hier sorgsam um und machen was draus“.

foodloose: Auf eurer Webseite steht, dass eure Mitarbeiter mehr als 16.000 Stunden im Einsatz sind. Wir haben berechnet, dass wir mit den 16 Teilnehmer*innen aus unserem Team insgesamt ca. 112 Stunden an euch gespendet haben. Wir sind recht klein und 16 Leute sind nicht so viel. Aber wenn bei einem Unternehmen mit 2.000 Mitarbeitenden jede*r nur einmal im Jahr diese 8 Stunden bei euch verbringen würde, dann würde der komplette Jahresbedarf abgedeckt sein, zumindest diese 16.000 Stunden, die ihr angebt. Deswegen wollen wir Großkonzerne challengen, einen sozialen Tag einzuführen und Mitarbeitern zu ermöglichen, den bei euch zu verbringen. Könntest du dir so was vorstellen?

Jan Henrik: Let’s go! Das würde uns unglaublich helfen. Wir werden auch gerade für das nächste Jahr viel mehr Leute brauchen. Und ich habe ja erzählt, die meisten von uns sind Rentner, das bedeutet, dass der Punkt, wo die sagen „übrigens ich kann jetzt nicht mehr weiterarbeiten“ immer kommen kann. Das geht immer sehr schnell und es ist nicht unbedingt unwahrscheinlich, dass das auch mal bei mehreren gleichzeitig vorkommt. Insofern ist unsere Personaldecke dünn. Kommt her ihr großen Firmen, wir sind da!

Challenged sie alle, lotst sie hier her. Weil sie den großen Traum wahrscheinlich aus wirtschaftlichen Gründen nicht umsetzen können, werden wir eine kleinere Lösung finden.

 

foodloose challenged Hamburger Unternehmen

Wir sind klein, doch wollen großes Bewirken. Mit nur einem Konzern, wo die Mitarbeitenden sich nur einen Tag im Jahr sozial engagieren würden, könnte der Jahresbedarf von 16.000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit bei der Hamburger Tafel abgedeckt werden. Diesen Herbst fordern wir Unternehmen heraus, unserem Beispiel zu folgen und Arbeitszeit an die Hamburger Tafel zu spenden! Hier kannst du unsere Challenge live verfolgen.

Wir sind fest der Überzeugung: In Hamburg können wir solidarisch mit der Krise umgehen und unseren Schwächsten helfen. Liebe Großkonzerne, eure Stadt braucht euch!

Wenn du selbst die Hamburger Tafel e.V. unterstützen möchtest, kannst du direkt hier spenden – sogar mit 5 € im Monat kannst du viel erreichen und ihnen helfen, eine planungssichere Zukunft zu erreichen. Du kannst dich auch ehrenamtlich engagieren, dafür kannst du dich hier informieren.

Mit jedem gekauften foodloose Produkt tust du diesen Herbst auch etwas Gutes – 1 % des Umsatzes wird an die Hamburger Tafel gespendet!

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