Riegel-Retrospektive
Die Geschichte des Riegels beginnt mit dem Schokoladenriegel. Zugegeben, davor gab’s schon den Türriegel, aber der ist nicht nur ungesund, sondern tatsächlich ungenießbar. Schokolade gab es in Europa schon seit dem 16. Jahrhundert: 1529 kam mit dem zurückkehrenden Konquistador Cortez die Schokolade in die Alte Welt und verbreitete sich dort als exquisites Getränk in den Kreisen des Adels und später des Bürgertums. Doch erst ab der Mitte des 19. Jahrhunderts versuchten sich Unternehmer wie Joseph Fry und John Cadbury in England und Henri Nestlé auf dem Kontinent daran, feste Schokolade, also Kakao, gemischt mit anderen Zutaten wie Zucker und Milchpulver, in Form von Riegeln und Tafeln marktreif zu machen. Ende des 19. Jahrhunderts begannen dann manche Fabrikanten, den Riegeln andere Zutaten beizumischen. Der Riegelmarkt wurde vielfältiger und der Riegel begann langsam von der Schokolade, dem Stoff, der ihn anfangs ausgemacht hatte, unabhängiger zu werden.
Anfang der siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts war man in den USA und Europa auf der Suche nach Alternativen zu allen wesentlichen Elementen des überkommenden Lebensstils: andere Beziehungs- und Erziehungsmodelle, eine andere Art des Wirtschaftens und eine andere Ernährungsweise waren gefragt (und, ja, auch andere Frisuren). In Deutschland gründete 1974 Walter Lang auf einem Selbstversorgerhof das Naturkostunternehmen Allos und begann aus Honig und getrockneten Früchten Fruchtschnitten zu pressen. Müsli (das schon lange bekannt war) erlebte einen Höhenflug, und es dauerte nicht lange, bis Mitte der Siebziger ein amerikanisches Unternehmen die ersten Müsli-Riegel der Öffentlichkeit präsentierte. 1982 brachte auch das Unternehmen von Michael Lubs, eines anderen Bio-Pioniers, eine Fruchtschnitte mit Zutaten aus kontrolliert biologischem Anbau auf den Markt, Sorte: Aprikose-Mandel. 1984 testete Corny erfolgreich die amerikanische Müsli-Riegel-Idee in Deutschland. In den folgenden Jahrzehnten entwickelten sich haferflockenbasierte Müsliriegel zu einem gängigen Haushaltsprodukt, während man Frucht-und-Nuss-Riegel eher selten kaufen konnte.
Das änderte sich in den 2000er und 2010er Jahren. Das Bewusstsein für gute Lebensmittel stieg. Die biologische und die vegane Ernährungsweise sind inzwischen im Mainstream angekommen. Zunehmend mehr Menschen interessieren sich für Rohkost-Ernährung und andere alternative Ernährungsmodelle. Unternehmen wie wir begannen, mit verschiedenen vollwertigen Zutaten, wie Nüssen, getrockneten Früchten oder Samen in Bio- oder Rohkostqualität zu experimentieren. 2006 gründete Tereza Havrlandová in Tschechien das Rohkostunternehmen lifefood, das den „lifebar“ vertreibt. 2008 wurde in Dänemark der Bio-Riegel-Hersteller Raw Bite gegründet. 2010 trat foodloose auf den Plan: Unsere Gründerin Katharina machte sich im Auslandsaufenthalt in Berkeley Gedanken darüber, wie es wäre, wenn es die Nuss- und Fruchtmischungen, die sie sich dort in einem Biosupermarkt selbst zusammenstellte, bereits fertig gemischt in Riegelform zu kaufen gäbe. Zurück in Deutschland wurde aus den theoretischen Überlegungen praktischer Ernst und die ersten Riegel wurden gebacken. 2012 und 2013 bekamen wir zwei weitere Mitbewerber: In Bulgarien wurde RooBar gegründet und in Köln Hafervoll.
Im Vergleich zum zartbitteren Schokoladenriegel des 19. Jahrhunderts ist die Riegelwelt heute vielfältiger, lecker und gesünder. Wir wissen nicht, welche Wendungen die Entwicklung unseres Produkts in den nächsten 150 Jahren nehmen wird. Was wir wissen, ist: Wenn wir eine gute Idee haben, behalten wir sie nicht für uns. Wie die SMU:DI-Reihe, unsere riegelgewordenen Green Smoothies in Rohkostqualität, die es seit 2015 zu kaufen gibt.